Die deutsche Schreibsprache von Chur im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert.

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Eine exemplarische Darstellung von Sprachsystem und Sprachgebrauch im Haus- und Familienbuch der Churer Familie Terz

Das Forschungsprojekt richtet den Blick zurück in die Schreibtradition des frühen Neuhochdeut-schen und hat zum Ziel, die Churer Schreibsprache wahrend des 18. und frühen 19. Jahrhunderts genauer zu betrachten. Im Rahmen der Forschungsarbeit wird untersucht, nach welchen Regeln und Normen sich der Sprachgebrauch richtet und wie sich regionalsprachliche Charakteristika im schriftlichen Ausdruck widerspiegeln. Diese umfassende Gesamtfragestellung wird anhand eines konkreten Texts illustriert, dem Haus- und Familienbuch der in Chur ansässigen Familie Terz. Der Vater Johann Antoni Terz (15.01.1688–05.03.1764) und seine zwei Söhne Luzi (11.1740–05.08.1764) und Bernhard (30.11.1732–05.01.1812) haben in diesem Dokument zwischen 1728 und 1811 Ereignisse rund um das familiäre Netzwerk festgehalten. Der Vater schrieb von 1728 bis 1764, Sohn Luzi 1764 und Sohn Bernhard von 1764 bis 1811. Mit dieser Quelle wird es möglich, den synchronen Zustand der Schreibsprache aus Chur zu beschreiben und zu belegen. Ausserdem eröffnet sich dadurch eine diachrone Perspektive, indem die in- tra- und interindividuelle Variation der drei Schreiber verglichen werden kann.

Die Textquelle wird im Rahmen der Forschungsarbeit analysiert und in den gesellschaftlichen Kontext eingeordnet. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Frage, wie die gesellschaftlichen Entwicklungen, etwa die zunehmende Mobilität, die sprachlichen Systeme verändert haben. Zusätzlich wird auch die Rolle der Bildung der drei Schreibenden, wie unterschiedliche Normvorstellungen, im Hinblick auf mögliche Einflüsse auf den Sprachgebrauch berücksichtigt.

Dr. phil. Noemi Adam-Graf

Romanistin / Germanistin, Sprachwissenschaftlerin