Bündner Monatsblatt 1/2023

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Margherita Garbald (1880–1955) war die weniger bekannte Schwester des bekannten Andrea Garbald, des ersten Berufsfotografen und fotografischen Chronisten des Bergells. Die zwei Geschwister, beide alleinstehend und kinderlos, bewohnten bis an ihr jeweiliges Lebensende die vom berühmten Architekten Gottfried Semper erbaute Villa Garbald in Castasegna. Emanzipierte Tochter einer emanzipierten Mutter – der Schriftstellerin Silvia Andrea (Johanna Garbald-Gredig) –, war Margherita die erste Bündner Fotografin mit Fachausbildung. Sie war auch im Metier tätig, arbeitete bis 1925 im Fotogeschäft ihres Bruders. Danach widmete sie sich dem Kunsthandwerk, führte aber ausserdem eine Haushaltsschule mit Italienischunterricht. War sie als Fotografin wirklich bloss die Assistentin ihres Bruders? Oder stammen so manche der ausdrucksstarken fotografischen (Frauen-)Porträts, die dem Andrea Garbald zugeschrieben werden, in Wahrheit von Margherita? Diese Fragen wirft der Beitrag von Silvia Hofmann auf, der einfühlsam Margherita Garbalds Lebensgeschichte nachzeichnet.

Landschaftsprägend wirkt im Bergell die Burganlage Castelmur auf dem Felsriegel ob Promontogno. Schon in spätrömischer Zeit ist «Murus» als Strassenstation bezeugt. Im 10. Jahrhundert erhielt der Bischof von Chur die Wehranlage mit dem Zollrecht vom Kaiser übereignet. Zur Schenkung gehörte auch die im Burgareal stehende Pfarrkirche Nossa Donna. Später war Castelmur zwischen der Stadt Chiavenna und den Bergellern umstritten. Die Burg galt dann als Grenzpunkt des Bistums Chur. Im 19. Jahrhundert erwarb die Familie de Castelmur die Anlage – Nachfahren jener Lehensmannen, welche die Burg schon im Mittelalter besessen hatten. Die modernen Castelmur errichteten auf dem Felsriegel einen für Graubünden einzigartigen Landschaftspark mit einer Villa als Familienwohnsitz und einem Neubau der Kirche als Familienmausoleum. Den markantesten Teil Anlage bildet jedoch der mächtige fünfgeschossige Bergfried. Dessen 800-jährige Baugeschichte rekonstruieren Monika Oberhänsli und Manuel Janosa (Archäologischer Dienst Graubünden) in ihrem Beitrag.

Einige Parallelen zur Burg Castelmur zeigt die Burg Tschanüff bei Ramosch. Auch sie hatte ein nachmittelalterliches Nachleben. Ihre «neuzeitliche Bau- und Verfallsgeschichte» wird von Jon Mathieu dargestellt. Tschanüff bildete ein Lehen des Bischofs von Chur an aristokratische Engadiner Familien, die a Porta von Scuol und die Planta-Zuoz. In einem politischen Tumult gebrandschatzt, wurde die Burg 1565 wieder erstellt und galt fortan als stolzes «Schloss». Da residierten nun die «Kastellane», bis 1728 ein Teil der Anlage ins Tobel stürzte. Hundert Jahre später begann eine romantische Verklärung der auch als Ruine noch imposanten Burg. Sie wurde sehr oft gezeichnet und fotografiert sowie dichterisch besungen. Im späten 19. Jahrhundert von den Nachfahren der Kastellane an lokale Familien verkauft, ging Tschanüff 2001 an eine Stiftung über. Es folgten Restaurierungsarbeiten und eine bauhistorische Untersuchung mit spannenden Ergebnissen. 

Auch diese Ausgabe des Bündner Monatsblatts wird durch einen Rezensionenteil abgerundet. Besprochen werden zwei neue Publikationen aus dem kulturgeschichtlichen Bereich.

Forschungsprojekte

Sprachräume
2019–2022
Bearb.: Dr. Susanne Oberholzer / Dr. Oscar Eckhardt / MA Noemi Adam Graf / MA Dominique Caglia
Zusammenarbeit: Pädagogische Hochschule Graubünden

20. Arbeitstagung zur alemannischen Dialektologie

Sprachräume
2018–2020
Bearb.: Dr. Oscar Eckhardt

Alemannisch in der Rumantschia

Kulturerbe Graubünden
2020–2024
Bearb.: Dr. Karin Fuchs (PL) und viele andere

Atlas zur Geschichte Graubündens 1524–2024

Sprachräume
2019–2023
Bearb.: lic. phil. Flurina Graf / M. A. Dominique Caglia / Katarzyna Ke
Zusammenarbeit: Pädagogische Hochschule Graubünden

Bildungschancen durch Mehrsprachigkeit an romanischsprachigen Volksschulen

Gesellschaftlicher Wandel vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
2024
Bearb.: Dr. Cordula Seger / lic. phil. Flurina Graf
Zusammenarbeit: Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Universität Zürich) und Prof. Stefan Forster (ZHAW)

CONVIVENZA – Wissenschaft in der Region Partizipative Zugänge zu neuen Formen des Zusammenlebens im Berggebiet

Transnationalität, Netzwerke und Wissenstransfer
2013–2018, 2021–2022
Bearb.: PD Dr. Jan-Andrea Bernhard / Dr. Silvio Margadant
Zusammenarbeit: Kantonsbibliothek Graubünden

Das Buch in Graubünden. Herkunft, Gebrauch, Funktion, Sammlung und Wirkung von Büchern, Buchsammlungen und Bibliotheken in den Drei Bünden

Der Panixerpass – Geschichte einer Verbindung,
2023
Bearb.: lic. phil. Susanne Peter-Kubli

Der Panixerpass – Geschichte einer Verbindung

Wirtschaftsgeschichte
2018–2022
Bearb.: Dr. phil. Mirella Carbone / Mag. phil Joachim Jung

Der Schmuggel an den Grenzen zwischen Engadin/Bergell und der Provinz Sondrio

Sprachräume
2021–2024
Bearb.: lic. phil. Flurina Graf / Dr. phil. Claudia Cathomas
Zusammenarbeit: Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg und Pädagogische Hochschule Freiburg (IFM)

Die «Diaspora Rumantscha» in der Deutschschweiz: eine Situations- und Bedarfsanalyse

Gesellschaftlicher Wandel vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
2021–2023
Bearb.: Dr. phil. Adolf Collenberg

Die Bündner Parteien auf der Suche nach Identität und Macht 1880–1939

Kulturerbe Graubünden
ab 2022
Bearb.: PD Dr. phil. Conradin von Planta
Zusammenarbeit: Historisches Institut der Universität Bern, Archives de l’Ancien Évêché de Bâle (AAEB), Staatsarchiv Graubünden, Bischöfliches Archiv Chur

Die Edition der Rechnungsbücher von Hochstift und Bistum Chur unter dem Episkopat Ortliebs von Brandis (1458-1491)

Kulturerbe Graubünden
2020–2026
Bearb.: Dr. phil. Adrian Collenberg
Zusammenarbeit: Staatsarchiv Graubünden und Rechtsquellenstiftung des Schweizerischen Juristenvereins

Die Rechtsquellen der Drei Bünde. Bundstags- und Beitagsprotokolle 1567–1797

Kulturerbe Graubünden
Seit 2009
Bearb.: Cornelia Meier / Luzius Hassler / Dr. Robert Grossmann / Stephan Thomas
Zusammenarbeit: Pädagogische Hochschule Graubünden (PHGR)

Edition Bündner Komponisten

Gesellschaftlicher Wandel vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
2021–2024
Bearb.: Dr. phil. Cordula Seger / Prof. Dr. Rico Valär / Dr. phil. Anetta Ganzoni
Zusammenarbeit: Romanisches Seminar der Universität Zürich / Schweizerisches Literaturarchiv (SLA)

Ein Erfahrungsraum – drei Literaturen. Lektüren des Umbruchs in Graubünden nach 1945

Kulturerbe Graubünden
2021–2024
Bearb.: Dr. phil. Laura Decurtins Rosset

Frauen in der Bündner Musikkultur

Kulturerbe Graubünden
2020–2023
Bearb.: Dr. Mathias Gredig
Zusammenarbeit: Prof. Dr. Matthias Schmidt, Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Basel

Geschichte der Salonorchester im Engadin

Kulturerbe Graubünden
2017–2020
Bearb.: Dr. phil. Laura Decurtins Rosset

Gion Antoni Derungs (1935–2012). Leben und Werk

Gesellschaftlicher Wandel vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
2019–2021
Bearb.: Dr. phil. Christian Ruch

Graubünden und der Zweite Weltkrieg – Kommunikation zwischen Kontinuität und Kontingenz

Wirtschaftsgeschichte
2016–2021
Bearb.: Dr. phil. Martin Camenisch

Gutsherren, Rebmeister und Tagelöhner – Diskurse, Krisen und Fördermassnahmen im Bündner Weinbau 1750–1950

Transnationalität, Netzwerke und Wissenstransfer
2019–2022
Bearb.: MA Flurina Camenisch
Zusammenarbeit: Prof. Dr. Simon Teuscher, Historisches Seminar der Universität Zürich

Kredite, Kommunikation, Korruption – Grenzüberschreitende Verflechtungen im spätmittelalterlichen Graubünden

Wirtschaftsgeschichte
2020–2022
Bearb.: Dr. phil. Andrea Paganini

La frontiera dalle uova d’oro. Contrabbando e immigrazione clandestina tra Valtellina e Val Poschiavo (1935–1975)

Gesellschaftlicher Wandel vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
2020–2023
Bearb.: Dr. phil. Thomas Barfuss

Literatur und Tourismus

Gesellschaftlicher Wandel vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
2022 bis 2026
Bearb.: Dr. Loretta Seglias (Projektleiterin) in Zusammenarbeit mit Co-Forschenden

Medizingeschichte in Graubünden: Partizipative Mikroprojekte

Transnationalität, Netzwerke und Wissenstransfer
2021 - 2024
Bearb.: Dr. Kurt Gritsch

Migration und Tourismus

Kulturerbe Graubünden
2019–2021
Bearb.: Andreas Simmen

Peter Conradin von Tscharners Wanderungen durch die Rhätischen Alpen. Kommentierte Edition mit Schwerpunkt «Bernardinstrasse»

Sprachräume
2018–2023
Bearb.: Dr. phil. Oscar Eckhardt / Prof. Dr. Vincenzo Todisco / lic. phil. Esther Krättli / Dr. phil. Maria Chiara Moskopf
Zusammenarbeit: Pädagogische Hochschule Graubünden

Pluriling-gr.ch – Plattform Mehrsprachigkeit GR

Transnationalität, Netzwerke und Wissenstransfer
2018–2021
Bearb.: Dr. phil. Manfred Veraguth

Theatergeschichte der Drei Bünde

Wirtschaftsgeschichte
2019–2022
Bearb.: Dr. phil. Regula Bochsler

Unternehmensstrategien und Netzwerke der Emser Werke im Kalten Krieg

Transnationalität, Netzwerke und Wissenstransfer
2018–2021
Bearb.: PhD Sara Roncaglia

Vites. Voci e vini transfrontalieri

Wirtschaftsgeschichte
2022–2025
Bearb.: Florian Hitz

Vom alpinen Freistaat zum Tourismuskanton – Graubündens Transformation von ca. 1780 bis ca. 1880

Sprachräume
2018–2021
Bearb.: MA Noemi Adam-Graf
Zusammenarbeit: Prof. em. Dr. Elvira Glaser, Deutsches Seminar, Universität Zürich, Prof. Dr. Stephan Schmid

Wahrgenommene und gelebte Sprachen- und Dialektvielfalt in Graubünden. Der bündnerische Sprachraum aus wahrnehmungsdialektologischer Sicht

Sprachräume
2021-2024
Bearb.: Dr. phil. Oscar Eckhardt / Dr. phil. Vittorio Dell'Aquila
Zusammenarbeit: Schweizerdeutsches Wörterbuch

Wörterbuch für das Churer Rheintal