Bündner Monatsblatt 4/2025
In der heurigen Weihnachtsausgabe des Bündner Monatsblatts befasst sich Manuel Janosa mit dem Rätsel der «Ratzinser bruckh», einer in der historisch-heimatkundlichen Literatur oft erwähnten Hinterrheinbrücke bei Rhäzüns. Angeblich benutzten die Leute von Feldis bis zur Reformation (und katholisch gebliebene Feldiser noch lange nach der Reformation) diese Brücke, um zur Kirche Sogn Gieri zu gelangen. «Punt da Veulden» oder «Feldiser Brücke» habe der Flussübergang deshalb geheissen. Dabei waren die Feldiser gar nie zu Sogn Gieri kirchgenössig … Die umsichtige Spurensuche, die der Archäologe Janosa an der erwähnten Kirche und an der Bodenoberfläche der Umgebung sowie in der schriftlichen Überlieferung vornimmt, führt zum Schluss: Die Brücke bleibt eine historische Chimäre, beruhend auf Spekulation und Fehlinterpretation. Dabei fallen aber einige interessante Erkenntnisse über historische Wege an.
Um etwas teilweise Rätselhaftes kreist auch der Beitrag von Jan-Andrea Bernhard: Das Treppenhaus im Südflügel des Schlosses Bothmar in Malans enthält ein Deckengemälde, genauer: ein an der Decke befestigtes barockes Ölbild auf Leinwand. Das wohl um 1740 im Auftrag von Gubert Abraham von Salis-Bothmar angefertigte Werk ist das einzige Sakralsujet im Schloss und hat eine ganz eigenwillige Anmutung. Es besteht aus einem zentralen Bildfeld und acht peripheren Einzelbildern. Im Mittelpunkt steht die Geburt Jesu von Nazareth; darum herum sind Ereignisse aus seinem Leben dargestellt, und in einem äusseren Kranz finden sich Szenen aus dem Alten Testament. Der Theologe und Historiker Bernhard deutet die gesamte Bildkomposition im Kontext der reformierten Theologie und des damaligen Zeitgeistes.
Unter dem Titel «Bündner Kultur suchen, finden, teilen, erleben» stellen Sarah Amsler und Maria Solovey das Bündner Kulturportal «Porta Cultura» vor: eine digitale Plattform, welche Graubündens reiche und vielfältige Kultur spiegelt. Präsentiert werden Objekte, Dokumente, Filme, Fotografien, Publikationen … 600'000 Datensätze aus rund 60 Kulturinstitutionen sind eingebunden. Erschlossen wird dieser ganze Pool durch verschiedene Einstiegs- und Suchmöglichkeiten. Die beiden Autorinnen, die auf die Online-Präsentation von Kulturgütern spezialisiert sind, haben Porta Cultura Cultura im Auftrag des kantonalen Amtes für Kultur in mehrjähriger Projektarbeit aufgebaut.