Gesellschaftsordnung und politische Sprache in einem alpinen Staatswesen, 1470-1620
Herausgegeben vom Verein für Bündner Kulturforschung
Graubünden war in der frühen Neuzeit unter den Bezeichnungen „Rätien“ oder „Freistaat der Drei Bünde“ bekannt: ein ländliches Gemeinwesen in den Alpen und eines der ungewöhnlichsten politischen Gebilde im damaligen Europa.
Im 16. Jahrhundert waren seine Bewohner souverän und genossen ein beachtliches Mass an lokaler Selbstverwaltung. Manche von ihnen pochten auf die politische Gleichheit der Bürger und auf die Verantwortlichkeit der politischen Führer gegenüber ihren Gemeinden. Anhand von Flugblättern und politischen Urkunden zeichnet der Verfasser die Entwicklung dieses Staatswesen nach. Dabei gilt sein Hauptaugenmerk dem Aufbau der Institutionen und dem politischen Sprachgebrauch der Akteure. Diese Sprache schloss auch radikale Aussagen zur „Demokratie“ und zum Regiment des „Gemeinen Mannes“ mit ein.
Die Drei Bünde nahmen die politischen Zeitströmungen auf und bewahrten zugleich eine ausgeprägte Eigenart. Damit gewähren sie neue Ausblicke auf die politischen Ideen im Europa des 16. Jahrhunderts. Der rätische „Freistaat“ war nicht typisch für die allgemeine Entwicklung, sondern lebte eine politische Kultur, die sich sowohl vom Absolutismus wie von späteren liberalen Gedanken deutlich abhob.