Aktenband der Tagung in Nairs/Scuol, im Oktober 2006
Herausgegeben vom Verein für Bündner Kulturforschung
Beiheft Nr. 11 zum Bündner Monatsblatt
Cla Biert La müdada (1962) / Die Wende (1984) ist ein Roman, der mit vielen Stimmen spricht und seine Geschichte aus vielen Gesichtspunkten erzählt. So finden sich auch seine Leserinnen und Leser immerzu in einem von Stimmen und Vorstellungen anderer besetzen Raum. Auch unsere Reaktionen auf einen Text sind weniger individuell und intim, als sie zunächst erscheinen mögen; unsere Lektüre ist von Interessen gesteuert, von Erwartungen, Hypothesen und Modellen der Sinngebung, die wir nicht allein entwickelt haben. Vierzig Jahre nach der Erstpublikation der Müdada hat sich auch unsere Wahrnehmung der behandelten Probleme sowie der formalen und inhaltlichen Inventare, welche der Text in Szene setzt, verändert.
An einem Treffen in Nairs wurde der Versuch unternommen, den historischen, sozialen und dialogischen Aspekt des Lesens zu konkretisieren. Auf einen Text, der mit einer Vielfalt von Stimmen und Perspektiven arbeitet, sollte mit einer gemeinsamen Lektüre aus dem Gesichtspunkt verschiedener Interessen und Fachrichtungen, von Psychologie, Geschichte und Kulturgeschichte bis zu Linguistik und Literaturwissenschaft, geantwortet werden.
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