100 Jahre Motorisierung in Graubünden

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St. Moritz im Winter 1963, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich)

2025 jährt sich die Aufhebung des Bündner Autoverbotes erst zum 100. Mal. Der in Graubünden besonders langdauernde Widerstand gegen das Automobil ist gut erforscht. Ganz anders sieht es bei der Frage aus, was eigentlich geschah, seit Autofahren in Graubünden erlaubt ist. Das ist erstaunlich, hat doch das Auto die Welt so sehr verändert wie keine andere Erfindung des 20. Jahrhunderts.

Ein fünfköpfiges Team von Forscherinnen und Forschern unter der Leitung von Simon Bundi wagt deshalb den Versuch einer automobilen Mobilitätsgeschichte des Kantons Graubünden nach 1925. Ausgehend von den Fördern und Vermittlern des Autos will das Projekt erforschen, wie und warum sich das Auto im weitläufigen Alpenkanton verbreitet hat. Wie hat es Arbeit und Freizeit der Menschen geprägt? Darunter fallen nicht nur Ferienfahrten, Einkaufen und Pendeln, sondern im Grunde auch die Mechanisierung der Landwirtschaft (auch das sind «Automobile») oder Materialtransporte. Die Verbreitung motorisierter Fahrzeuge rief schon früh nach einem Ausbau der Infrastruktur. Wie entwickelte sich die Verkehrspolitik um dieses «Schlüsselprodukt der Konsumgesellschaft», das seine Unschuld nach 1970 bekanntlich etwas verlor?

Die klassische Quellenperspektive wird durch eine Befragung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ergänzt. Es wird interessant sein zu sehen, ob individuelle Erinnerungen mit den Forschungsergebnissen zusammenpassen. Schliesslich soll es auch um die Lust am Automobil gehen: jene Triebfeder der Motorisierung, von der man eher selten hört oder liest.

Dr. Simon Bundi

Historiker