Atlas zur Geschichte Graubündens 1524–2024

Seit 2020 ist am ikg in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Graubünden der «Atlas zur Geschichte Graubündens 1524-2024» in Arbeit. Dieser erscheint als nachhaltiger Beitrag zum 500-jährigen Jubiläum des Freistaats Graubünden. Was im November 2020 mit einer digitalen Informationssitzung für historisch Forschende begann, nimmt immer konkretere Formen an.

Ein Werkstattbericht

Karin Fuchs

Die Aufgabe

Im März 2020 entschied die Regierung des Kantons Graubünden, das Projekt als zentralen, nachhaltig wirkenden Beitrag zum 500-jährigen Jubiläum des Freistaats Graubünden substanziell mitzutragen. Beschlossen wurde, dass ein Atlas geschaffen werden soll, der die prägenden Aspekte der bündnerischen Geschichte, aufgefächert in 50 Themen, griffig und anschaulich in Form von Karten und Grafiken darstellt. Dadurch will der Atlas Zugang zur Vergangenheit «auf einen Blick» ermöglichen. Das Werk erscheint als klassischer Atlas in gedruckter Form mit zusätzlicher elektronischer Publikation. Das Zielpublikum reicht von Kantonsschüler:innen über allgemein Interessierte an Geschichte und Kultur Graubündens bis hin zu Forschenden, die einen ersten Einstieg in ein Thema suchen.

Die Vorarbeiten

Mitten im Corona-Stillstand machten sich die Projektleiterin, der Projektausschuss und ein Kernteam an die Arbeit, das Konzept des Atlas in konkrete Formen zu giessen. Sie entwickelten Formate für die Präsentation der Themen, wie etwa die Anzahl Visualisierungen und Textlängen oder Platzierungen von Abbildungen und Legenden. Zudem mussten das Layout der Publikation und nicht zuletzt die Liste der Themen definiert werden, bevor die Inhalte erarbeitet werden konnten.

Gebündelte Expertise

Alle 50 Themen konnten mit Bearbeitenden besetzt werden, die spezifische Expertise aus ihrer Forschungstätigkeit für ihren Beitrag nutzbar machen konnten. Die Aufgabe, Datengrundlagen für vier bis sechs Visualisierungen zu liefern, die Brüche und Konstanten eines Themas über 500 Jahre zeigen, war konzeptionell herausfordernd. Unterstützt wurden die Themenverantwortlichen auch von einer Begleitkommission, die mit Expert:innen aus Geschichte, Geografie und Statistik aus dem universitären und kantonalen Umfeld besetzt ist.

Von der Idee zur Visualisierung

Das Konzept des Atlas sieht für jedes der 50 Themen zwei Doppelseiten vor. Nachdem die Beitragenden die Skizzen mit der Idee der Visualisierungen eingereicht hatten, folgte der grosse Umsetzungsschritt der Grafiker:innen. In Zusammenarbeit mit dem Projektausschuss und den Expertengremien wurde an den Entwürfen der Visualisierungsseiten gefeilt, bis Aussagen korrekt dargestellt wurden, Karten stimmten und Ideen entsprechend umgesetzt waren.

Die Visualisierungen – zentrale Elemente des Atlas

Eine historische Publikation von den Visualisierungen her zu denken ist der herausfordernde, aber auch der innovative Ansatz des Projekts. Das Ziel, ein Thema mittels visueller Darstellungen zu erläutern, forderte einen ungewohnten Arbeitsprozess: In erster Linie wurden einzelne Karten und Grafiken erstellt, gleichzeitig musste aber auch das gesamte Thema im Auge behalten werden. Im Ganzen setzte das Grafikteam 296 Visualisierungen um, das entspricht 161 Karten, 112 Diagrammen und 20 Infografiken.

Texte und Abbildungen – verbindende Elemente zwischen den Visualisierungen

Die Rahmenbedingungen beim Verfassen der Texte waren eng: Entwicklungen über 500 Jahre im Rahmen von rund eineinhalb Seiten zu kommentieren, verlangt grosses Hintergrundwissen und Syntheseleistung. Verweise erlauben, themenübergreifende Verbindungen und Abhängigkeiten aufzuzeigen und den Atlas auf vielerlei Pfaden zu durchforsten. Fotos und weitere Abbildungen ergänzen Text und Grafik.

 Die Übersetzungen – vertiefte Auseinandersetzung mit den Themen

Im November 2023 nahm je ein fünfköpfiges Team die Übersetzung in Rumantsch Grischun und Italienisch in Angriff. Dieser Arbeitsschritt bedeutet noch einmal eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Materie, die wiederum Korrekturen der Ausgangstexte nach sich ziehen: Ist alles verständlich formuliert? Wie lauten die adäquaten Übersetzungen von Fachbegriffen? Um wieviel unterscheiden sich die Textlängen in den drei Sprachen?

 Zwischenbilanz: 50 Kleinprojekte im Grossprojekt

Aufgrund der Zusammenarbeit von über 50 Expert:innen ist das Wissen, das in die Erarbeitung der Atlas-Themen einfliesst, um ein Vielfaches multipliziert worden. Den Mitarbeitenden, die bereit waren, sich ins «Abenteuer Atlas» zu stürzen und keinen Aufwand scheuten, damit hunderte von Visualisierungsideen aufgezeigt werden konnten, sei hier schon herzlichst gedankt. Ohne das Grafikteam hätten die Ideen nicht umgesetzt werden können. Die Grafiker:innen werden in Zusammenarbeit mit der Projektleitung und Verlag während den nächsten Monaten noch einmal intensiv gefordert sein. Umso mehr freuen wir uns jetzt schon, das Erscheinen des Atlas am 20. September 2024 im Theater Chur mit allen Beteiligten und mit dem interessierten Publikum feiern zu können.