Vortrag von Dr. Martin Stuber
Seit 2016 bilden die «Sustainable development goals» den geltenden Rahmen für die Bewältigung der globalen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund sind die im 19. Jahrhundert entwickelten Konzeptionen der forstlichen Nachhaltigkeit von erstaunlicher Aktualität. Auch Forstpioniere wie Karl Kasthofer und Johann Coaz standen vor der Frage, wie sich Ökonomie, Gesellschaft und Ökologie in Einklang bringen liessen. Der maximierten nachhaltigen Holzproduktion, nach der die entstehende Industriegesellschaft strebte, standen agrarwirtschaftliche Nutzungsformen wie Waldweide oder Streugewinnung gegenüber, welche für die ländliche Gesellschaft absolut unentbehrlich waren. Die erfolgreiche Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele hing entscheidend davon ab, wie diese konkurrierenden Interessen mittels breiter gesellschaftlicher Partizipation integriert werden konnten.
Dr. Martin Stuber ist Senior Scientist am Historischen Institut der Universität Bern und Mitautor der Publikation: «Nutzen und Schützen. Johann Coaz (1822-1918), der Wald und die Anfänge der schweizerischen Umweltpolitik», hg. Institut für Kulturforschung Graubünden, Zürich 2021.